So aufgeregt wie selten sitze ich in einem unbequemen Stuhl vor einem grossen Verkaufstisch in einem der grössten Harley Händler der Schweiz. Nur ganz selten hatte ich schon so viel Geld in der Tasche wie gerade jetzt. Dominic trommelt mit den Fingern auf die dunkle Tischplatte. «Gute Frage, wirklich eine gute Frage» murmelt er und greift zum Telefon. «Du sag mal, da ist ein Kunde der…» weiter höre ich nicht mehr zu. Ich ärgere mich überhaupt gefragt zu haben. Eigentlich will ich bloss so schnell wie möglich mein Motorrad.
Eine Road King Classic Baujahr 2012 mit 32000 km auf dem Tacho. Super schön, alles original ausser dem Sattel und makellos geputzt. Kein Kratzer, nicht eine Macke. Schade eigentlich, das wird wohl nicht lange so bleiben. «…das Typenzeichen von Deutschland. Siehst Du? Die gleiche Nummer wie bei uns auf den Typenschein.» Dominic holt mich in die Realität zurück. Er erklärt mir die Unterlagen, die Alarmanlage, den Tacho, den Tempomaten usw. Übergibt mir ein Harley Rucksack, ein Hudi und ein T-Shirt. Die Schlüssel liegen auf dem Tisch. Er fährt sie noch raus, befestigt die Satteltaschen und macht das alles sehr eloquent und äusserst höflich. Bei allem höre ich nur halb zu, schaue immer wieder auf den glänzenden Chrome «meiner» Road King und fühle mit der Hand nach meinem prallen Portemonnaie.
Doch irgendwann ist die Prozedur durch, ich mein Geld los und sitze endlich auf meiner Harley. Geniesse den Glanz, die Sauberkeit und das Gefühl des Neuen, während ich durch die Baustellen der Schweizer Autobahnen schleiche. Schon auf der ersten kurzen Strecke kommt die Gewissheit, dass es eine gute Entscheidung war die 1994 Ultra gegen diese Road King eingetauscht zu haben. Auch wenn es mich viel gekostet hat.
Chefe hat sie Probe gefahren und für gut befunden. Recht hatte er, nur das schwarz ist irgendwie noch nicht so das meine. Aber davon überzeuge ich mich auch noch, irgendwann. Oder male sie einfach Pink an. Oder vielleicht doch Beuge…