Die Kamera ist nur das Werkzeug

Zugegeben, ich bin den Kinderschuhen in der Fotografie noch nicht entwachsen. Noch nie hat jemand ein Bild von mir veröffentlicht, geschweige den dafür bezahlt. Ergo ich bin ein niemand was die Fotografie anbelangt.

Aber ich bin jemand wen es um mechanische Dinge geht. Dafür werde ich regelmässig bezahlt, um Rat gefragt. Dafür schätzt man mich. Dafür brauche ich Werkzeug. Eine Menge Werkzeug. Mit einem Hammer, einer Zange und einem Schraubendreher kommt man weit,  aber nicht immer ans Ziel.
Ich kann mich noch an den ersten Tag in meiner Ausbildung erinnern. Die Übernahme des Werkzeugwagens. 484 Teile. Fein säuberlich einsortiert. Und da sind die Knarrensätze noch nicht einmal als Einzelteile gezählt.

Etwa zur selben Zeit hatte ich die erste Spiegelreflexkamera in der Hand. Eine Tokina. Schon damals uralt.  Seit her habe ich mich, mit Unterbrüchen, mit der Fotografie und der Technik dahinter beschäftigt. Mit zweifelhaftem Erfolg, aber immer mit viel Spass an der Sache. Seit gut drei Jahren bewege ich mich nun etwas intensiver in der digitalen Welt. Lese mich durch Blogs, Foren und sonstige Fotografieseiten und versuche das gelesene und gelernte in Bilder zu verwandeln.

Da trifft man häufig auf so pauschale Aussagen wie z. B.:

Festbrennweiten sind immer qualitativ besser als Zoomobjektive

oder:

Schalte bloss diese Automatiken aus, das braucht kein Mensch

Dass soll halten jeder wie er will, denke ich dann und scrolle weiter.

Heute ist mir aber beim stöbern auf meinen Lieblingsblogs (nun komme ich endlich zum Punkt) drei mal hintereinander ein und derselbe Spruch in die Seelennase gestiegen, der da in etwa lautet:

Der beschränkende Faktor ist immer der Fotograf und nie die Kamera

Oder etwas anders ausgedrückt und nicht ganz so kategorisch:

Die Kamera ist nur das Werkzeug, das Bild macht alleine der Fotograf

Ich verstehe zwar den pädagogischen Sinn hinter solchen Aussagen, das ändert aber nichts daran dass sie einfach nur falsch sind.

Wie war das noch gleich mit dem Helios-44-2? Bokeh? Aha.
Warum genau klappte das mit dem 300er Tele und der Häuserfront in Ullapool nicht? Nicht nur wegen des Regens.
Das Bild der Schafherde am anderen Ufer des Sees wurde mit dem 35er auch nicht ganz so prickelnd. Das lag aber nicht nur an der dunstigen Luft.

Diese Liste liesse sich fast endlos fortsetzten. Die Technik, sprich die Kamera spielt also sehr wohl eine Rolle. Ist ein ganz wichtiger Teil des Bildes. Im Idealfall ist der Fotograf der Komponist und Dirigent, nicht aber der Macher.
Ein Bild entsteht immer durch das Zusammenspiel von dem Können des Fotografen und der dabei benutzten Technik. Keines der Beiden ist ohne den anderen in der Lage ein Bild zu machen und sei es noch so schlecht.
Auch gibt es Bilder die der beste Fotograf nicht machen kann weil er die Technik dazu nicht hat. Nur hier wird wohl umgekehrt kein Schuh daraus. Ein guter Fotograf ist wohl in der Lage mit einer schlechteren Technik noch ansbrechende Bilder zu machen. Wenn sie auch nicht ganz dem entsprechen dürften was er ursprünglich wollte.

So meine Seelennase ist beruhigt.

Übrigens, habt ihr gewusst das es Leute geben soll die bei der Available Light Fotografie den Blitz einsetzen? Die Seelennase juckt schon wieder…

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